Die Schlinge für die Arbeitnehmer:innen zieht sich immer weiter zu: nach der Fusionierung zwischen den Getränkeliferanten „Flaschenpost“ und „Durstexpress“ wurden allen Mitarbeiter:innen von Durstexpress zum 28. Februar mündlich gekündigt. Insgesamt sind bundesweit (Berlin, Bochum und Leipzig) 900 Mitarbeiter:innen von der Entlassungswelle betroffen.
Eine Milliarde Euro flossen zwischen den beiden Unternehmen. Am Ende wird durstexpress (Oetker-Gruppe) nun zu Flaschenpost (Startup) – und die Mitarbeiter:innen sind höchstwahrscheinlich ihren Job los.
Schon im Vorfeld kam es Mitte Oktober bei den Arbeiter:innen von durstexpress zu einer Unterbeschäftigung, während beim Getränkelieferanten Flaschenpost die Zügel straff angezogen wurden. Im Klartext heißt das für die Flaschenpost-Mitarbeiter:innen, dass Team- und Schichtleiter:innen unbezahlte Überstunden leisten mussten und Fahrer:innen nie pünktlich zu Hause waren. Wer zudem noch eine Krankschreibung vorlegte, dem drohte sogar die Kündigung. Gearbeitet wird „natürlich“ zum Mindestlohn. Dadurch entstand ein Widerspruch bei der Effizenz der beiden Unternehmen: Flaschenpost ließ seine Arbeiter:innen extrem schuften, während die Arbeiter:innen bei durstexpress sich um mangelnde Beschäftigung beklagten.
So war es nicht verwunderlich, dass bei einer Prüfung auf Effizienz der Werkshallen durstexpress schlechter Abschnitt, als der Konkurrent Flaschenpost. In einem Interview mit dem Südwestdeutschenrundfunk, ärgerte sich ein Mitarbeiter der Flaschenpost mit den Worten: „Die Braut sollte hübsch gemacht werden.“
Mit den Mitarbeiter:innen von durstexpress wurde zudem ein psychisches Spiel gespielt: während es in einer E-Mail hieß, dass der Standort erhalten bliebe, folgte 47 Minuten später die nächste Mail in der die Standortschließung mitgeteilt wurde. Das betrifft nicht nur das Werk an sich, sondern auch die gesamte Büroabteilung.
Den Angestellten von durstexpress wurde nahegelegt, sich doch einfach bei Flaschenpost zu bewerben. Diese würden zum 1. Februar 2021 den Lohn flächendenkend erhöhen und keine Probearbeitstage und Hospitationen von den wechselnden Mitarbeiter:innen verlangen. Zudem würden sie bei Vertragabschluss höher eingruppiert. Nach derzeitigen Kenntnisstand wurde allen Mitarbeiter:innen eine Absage auf ihre Bewerbung bei Flaschenpost mitgeteilt.
Schon im Vorfeld kam es Streitigkeiten zwischen den Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen bei durstexpress. Das betraf vor allem Unregelmäßigkeiten der Auszahlen bei Sonderzuschläge. Hier hat sich die Freie ArbeiterInnen Union (FAU), vor allem in Leipzig, für die Interessen der Arbeiter:innen stark gemacht.
Die Mitarbeiter:innen von durstexpress bleiben derweil nicht untätig und wollen ihre Kündigung nicht so einfach hinnehmen. Am 23. Januar wurde eine Betriebsversammlung einberufen, um im Eiltempo einen Betriebsrat zu gründen. Außerdem sollen rechtliche Schritte gegen die die derzeitige Kündigung eingereicht werden. Ebenso wird der Ruf nach einer Abfindung laut.
Dieser Fall zeigt wieder einmal, wie die Reichen ihre Geschäfte auf den Rücken der Arbeiter:innen machen. In diesem Fall flossen Milliarden, während die Angestellten sich mit dem Mindestlohn abfinden konnten. Es gilt den Mitarbeiter:innen überall Gehör zu verschaffen, um diese faulen Machenschaften und Tricksereien zu beenden!
Weitere Infos zur aktuellen Situation unter: https://kuendingdingdong.wordpress.com/