Wir waren gestern Morgen am Erfurter Busbahnhof unterwegs, um unter den dort in den Bus steigenden ArbeiterInnen von Zalando unser Flugblatt zum Corona-Ausbruch in ihrem Betrieb zu verbreiten.
Unsere Forderung nach bezahltem Sonderurlaub für einen wirklich effektiven Gesundheitsschutz wurde sehr gut aufgenommen – so kamen einige, die auf dem Weg zum Bus keinen Flyer bekamen, extra nochmal aus dem Bus um sich einen abzuholen.
Neben aller Freude, dass unsere Positionen auf so viel Zuspruch unter den ArbeiterInnen stießen, zeigt dies eins jedoch sehr deutlich: auch wenn Zalando einiges tut, um ihren Angestellten eine angebliche Sicherheit zu vermitteln, steigt das Unverständnis darüber, unter den jetzigen Bedingungen arbeiten zu müssen.
Hier findet ihr noch den Text auf den Flyern:
„Corona bei Zalando: Bezahlter Urlaub für alle!
Mittlerweile konnte es in Erfurt schon jeder in der Thüringer Allgemeine lesen: Bei Zalando sind mit bisher elf infizierten KollegInnen, die meisten Corona-Infektionen in Erfurt zu verzeichnen. Das ist nicht die Schuld der KollegInnen, sondern liegt in der Natur der Sache, wenn man in einem Lager zusammenarbeitet und den Arbeitsweg zusammen bestreitet.
Bei Zalando selbst unterdessen wurden vielfältige Maßnahmen zum angeblichen Schutz der MitarbeiterInnen erlassen: Überall wurde Desinfektionsmittel aufgestellt, es gibt Abstands- und Wegmarkierungen. Allerdings sind auch alle Sitzmöglichkeiten in Raucher- und Pausenbereich entfernt worden. Die Kantine wurde gleich ganz geschlossen und es wurde viel neues Sicherheitspersonal eingestellt, um die Einhaltung der Maßnahmen zu kontrollieren.
Dem Konzern ist es wichtig, seinen MitarbeiterInnen ein Gefühl von Sicherheit und gesundheitlichem Schutz am Arbeitsplatz zu vermitteln. Auch die bisherige Bewegungsfreiheit und Erholungsmöglichkeiten, die das Arbeiten bisher erträglich gemacht haben, werden mit dieser Begründung einkassiert. Im krassen Kontrast zu diesem angeblichen Ziel wird aber noch mehr Sicherheitspersonal eingestellt, während die befristeten Arbeitsverträge auch jetzt von Zalando nicht verlängert werden und Menschen mitten in der Wirtschaftskrise auf die Straße gesetzt werden. Hier zeigt sich: Zalando findet es okay, wenn wir massiv eingeschränkt werden, aber auf die eigenen Gewinne will man nicht verzichten.
Damit diese auch weiterhin Profit abwerfen und die Halle nicht einfach durch das Gesundheitsamt dicht gemacht wird, werden die MitarbeiterInnen jetzt noch mehr überwacht, als das vorher eh bereits der Fall war. Wärmebildkameras im Eingang, einen Haufen Securities, die alle auf Schritt und Tritt überwachen. In einer geschlossenen Halle mit mehreren tausend MitarbeiterInnen ist es jedoch fast unmöglich wirkliche Sicherheit für deren Gesundheit zu gewährleisten. Abgesehen davon, dass in den Bussen, mit denen viele zur Arbeit kommen dieser Schutz praktisch undenkbar ist.
Unsere Gesundheit darf nicht weniger wichtig als die Profite von Zalando sein.
Das Lager muss jetzt für mindestens zwei Wochen geschlossen werden und zwar mit vollständiger Lohnfortzahlung für alle. Kein Zwangsurlaub, kein zwangsweises abbummeln von Überstunden, keine freiwillige Freistellung: Bezahlter Corona-Urlaub für alle!
Die notwendigen Rücklagen dafür sollte Zalando in den letzten Jahren erwirtschaftet haben und wenn nicht gibt es immer noch die Milliarden Kredite und Rettungspakete der Bundesregierung, die man zur Abwechslung auch mal für uns einsetzen könnte.
Organisiert euch!“