In den vergangenen Monaten war dauernd die Rede von „systemrelevanten Branchen“ und es kam in der BRD immer mehr zu einer Debatte über sogenannte „systemrelevante“ Berufe. Natürlich ist nicht nur systemrelevant, wen Medien und PolitikerInnen gerade so definieren, sondern alle, die täglich in dieser Gesellschaft arbeiten gehen. Die Arbeitsbedingungen im Einzelhandel, Pflege und Kindergarten stehen aber seit Jahren in einem besonders krassen Widerspruch zum erheblichen Belastung, der alle Beschäftigten in diesem Bereich ausgetzt sind. All die, die während des Corona-Lockdowns diese wichtigen Berufe ausgeübt haben, um den Laden am laufen zu halten, wurden von breiten Teilen der Bevölkerung beklatscht und von der Regierung gelobt. Sogar eine Debatte um bessere Gehälter in der Pflege wurde losgetreten.
Doch was bleibt davon übrig?
Viel davon ist nicht übrig geblieben. Die Gehälter in diesen Berufen sind noch immer weit unter dem, was gerecht wäre und z.B. in der Pflege ist das „Wohlwollen“ der Regierung bei einer Einmalprämie geblieben – selbst diese wurde nicht in allen Betrieben gezahlt.
Während die Regierung Milliarden in die Wirtschaft versenkt oder sich für kommende Kriege aufrüstet, hat sie keinen Cent für uns ArbeiterInnen und Angestellte, obwohl wir es sind, die dafür sorgen, dass der Laden läuft. Die kommende Krise lässt vermuten, dass die Schulden, die der Staat sich jetzt aufbürdet, auf unseren Rücken abgewälzt werden, wenn zum Beispiel Stellen in Kitas abgebaut werden oder Sozialleistungen gekürzt werden. Die Kapitalisten und ihr Staat haben kein Interesse daran, uns das Geld zu zahlen, das unsere Arbeit wirklich wert ist.
Denn dieses System ist nicht darauf ausgelegt ist, im Interesse der Mehrheit zu wirtschaften, sondern so, dass der maximale Profit erreicht wird.
Grund genug noch einmal richtig Dampf zu machen…
In diesem kommenden Herbst finden in ganz Deutschland die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst (TVöD) statt. Die Tarifverhandlungen entscheiden – wenn auch in einem begrenzten Rahmen, wie sich Gehälter und Arbeitsbedingungen für Beschäftigte ändern. Im öffentlichen Dienst sind einige der „systemrelevanten“ Berufe vertreten, wie z. B. Pflegekräfte oder ErzieherInnen, aber auch ganz viele andere, die für die Gesellschaft unabdingbar sind und von ungerechten Gehältern betroffen sind. Streiks und betriebliche Aktionen sind Kämpfe, die wir gemeinsam und organisiert als Klasse der Lohnabhängigen führen müssen. Denn nur so können wir wirkliche Veränderungen für uns erkämpfen. Das hat uns die Geschichte gelehrt. Ohne solche Kämpfe würde es keinen 8 Stunden Tag oder gar ein Wochenende geben.
Es kann nicht sein, dass mit unserer Gesundheit Profit erwirtschaftet wird, dass nahezu alle Kitas unterbesetzt sind und ErzieherInnen überlastet sind, dass die BahnfahrerInnen schlechte Gehälter bekommen und und und…
Wir wollen eine Gesellschaft, die nach unseren Interessen handelt, in der die Wirtschaft so geplant wird, dass wir alle was davon haben und nicht nur ein paar wenige. Eine Gesellschaft, in der Gesundheit über dem Profit steht und in der demokratisch über Arbeitsplätze bestimmt wird.
Was wir wollen ist eine Gesellschaft jenseits des Kapitalismus, eine solidarische Gesellschaft. Deshalb ist es gerade jetzt wichtig, uns mit den kommenden betrieblichen Aktionen und Streiks zu solidarisieren, uns an diesen zu beteiligen und klar zu machen, dass wir relevant sind und dieses System nicht!